Schießen auf Stahl
Neben klassischen Papierscheiben kann man auf den meisten Schießständen auch auf Stahlziele, sogenannte Gongs, schießen. Ist das aber nur für das dynamische Schießen relevant, oder haben sie auch einen Nutzen für Jäger? Und wenn ja, welches Modell sollte man wählen?
Jeder, der mehr als nur gelegentlich auf dem Schießstand trainiert, kennt wahrscheinlich den sogenannten Gong, also ein Ziel aus speziell gehärtetem Stahl, das Geschosse zuverlässig stoppt. Beim Treffer erzeugt es einen deutlich hörbaren Klang, der über große Entfernungen wahrgenommen werden kann – so weiß der Schütze sofort, ob er getroffen hat, ohne zum Ziel gehen zu müssen. Besonders für dynamisches Schießen sind Gongs sowohl praktisch als auch unterhaltsam. Sie können aber auch für das Training jagdlicher Schüsse sinnvoll genutzt werden. .
Titelbild: AR500 5" Caldwell C Gong Target
Wofür sind sie geeignet?
Caldwell Gongs
Überblick über das breite Angebot an Caldwell-Gongs. Ganz rechts ist eine typische freistehende Basis zu sehen.
Ich habe die kleinste der Zielscheiben mit dem vollständigen Namen AR500 5" Caldwell C Gong Target mit den Maßen 16×14 cm und einem Gewicht von 1,4 kg getestet. Mit einem Preis von 591 Kč ist sie wirklich „spottbillig“ und ihre Größe entspricht gut der „heißen“ Vitalzone des Wildes, sodass sie als universelles Trainingsmittel für das Schießen mit normaler Optik und nicht nur mit Wärmebild verwendet werden kann. Man hört den Treffer und weiß sofort, dass man „tödlich“ präzise geschossen hat. Alternativ kann man eine größere Variante wählen, die mit 8" etwas toleranter bei der Treffergenauigkeit ist. Auf der Zielscheibe befinden sich zwei Löcher zur Aufhängung. Textilschnüre sind dafür nicht geeignet, und auch Draht hat seine Grenzen. Bewährt haben sich massive Ketten oder Stahlrundmaterial mit einem Durchmesser von etwa 10 mm und entsprechend gebogenen Enden.
Robust und funktional
Die Qualität eines jeden Gongs im Vergleich zur Konkurrenz lässt sich anhand zweier einfacher Parameter bewerten: Wie viel er aushält und wie gut der Klang übertragen wird. Was die Widerstandsfähigkeit betrifft, hat unsere Scheibe zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bereits mehrere hundert Treffer von .223 Rem, unzählige Pistolengeschosse im Kaliber 9×19 mm und insgesamt etwa 300 Treffer von Jagdwaffen in den Kalibern .308 Win, 6.5 Creedmoor, .444 Marlin und .44 Rem Mag überstanden – und das mit einer breiten Auswahl an Geschossen, von Jagd-Teilmantelgeschossen über Sport-Vollmantelgeschosse bis hin zu harten monolithischen Projektilen, und das alles im oberen Leistungsbereich. Ein Urteil darüber, was die Zielscheibe aushält, kann man sich anhand der Fotos selbst bilden. Meiner Meinung nach ist das ein hervorragendes Ergebnis, und diese Scheibe wird solchen „Betrieb“ noch viele Jahre aushalten. Natürlich werden Kaliber wie .300 Win Mag oder .338 Lapua das Ziel etwas schneller abnutzen – aber womit nicht … Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wie weit sich der Klang trägt. Durch Gehörschutz ist das metallische Klingen noch auf 300 Meter hörbar, obwohl dies etwas subjektiv von der Hörqualität des Schützen abhängt. Auf 500 Meter liegt das für mich bereits an der Grenze der Hörbarkeit, in der Praxis eher darüber. Es lässt sich jedoch vermuten, dass größere Scheiben einen lauteren Klang erzeugen würden. Bei dieser Zielscheibe ist das allerdings kein Problem, da ihr geringes Gewicht dazu führt, dass sie durch einen Treffer stark in Bewegung versetzt wird – im Zielfernrohr sieht man also sofort, ob man getroffen hat oder nicht. Meiner Meinung nach überträgt Hardox 500 den Klang etwas besser, aber der Unterschied ist nicht gravierend. Was die Widerstandsfähigkeit betrifft, sind beide Materialien aus meiner Erfahrung heraus nahezu identisch. Der Vorteil von AR500 liegt darin, dass es etwas günstiger ist als Hardox (zum Vergleich: der günstigste unbearbeitete Zuschnitt aus Hardox 500 mit einer Stärke von 10 mm und den Maßen 20×30 cm kostet 1.999 Kč, siehe strikeface.cz). Einige Meinungen besagen zudem, dass AR500 eine geringere Abprallenergie hat, was aus Sicherheitsgründen von Vorteil ist. Dennoch sollte stets der empfohlene Sicherheitsabstand eingehalten werden. Der Hersteller gibt ein Minimum von 14 m bei Pistolen und 91 m bei Gewehren an – wobei ich letzteres für übertrieben halte, da auf Gongs üblicherweise auch auf 50 m geschossen wird. Caldwell-Gongs kann ich definitiv empfehlen. Insgesamt sind sie mit Hardox vergleichbar, sodass es keinen Grund gibt, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Bild aufgenommen mit einem Wärmebildvorsatzgerät Hickmicro in verschiedenen Anzeigemodi. Das Ziel hebt sich klar vom Hintergrund ab, ebenso sind die Treffer zu sehen, da sie das Material erwärmen.
Die Stahlziele Caldwell AR500 sind im Fachgeschäft STROBL.CZ s.r.o. erhältlich. Weitere Informationen finden Sie auf strobl.cz oder direkt auf der Herstellerseite caldwellshooting.com.
Bildquellen: Archiv des Autors, Herstellerunterlagen – caldwellshooting.com
Autor: Tomáš Prachař
Der Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift Lovec von Extra Publishing.